2. Mai 1933: die Zerschlagung der Gewerkschaften in Deutschland

Weltweit ist der 1. Mai ein ganz besonderer Tag. Schon seit dem 19. Jahrhundert kommt ihm eine besondere Bedeutung zu, da er mit der Arbeit und den Arbeitern verbunden ist. Auch in Deutschland ist der Tag als “Tag der Arbeit” bekannt und sogar ein gesetzlicher Feiertag. Leider ist aber auch der 2. Mai sehr bekannt, was auf eine Anzahl von Ereignissen im Jahr 1933 zurückgeht. Nur einen Tag nach den traditionellen Feiern am ersten Tag des Monats werden in Deutschland die Gewerkschaften zerschlagen, was mitunter auf brutale Art und Weise geschieht.

Zerschlagung der Gewerkschaften in Deutschland

Gewerkschaftsführer und andere Beteiligte werden verhaftet und gefoltert. In nur einem Tag wurde die Landschaft der deutschen Gewerkschaften dem Erdboden gleichgemacht und konnte erst wieder nach Ende des Krieges auf die Beine kommen. Somit sollte der 2. Mai 1933 als dunkle Stunde für Gewerkschaften und Arbeiter in die Deutsche Geschichte eingehen. Wie es dazu kam und was genau geschah, gibt es in diesem Artikel zu erfahren.

Die Ereignisse im Vorfeld des 2. Mai 1933

Das Jahr 1933 ist ohnehin ein markantes für Deutschland und damit natürlich auch die restliche Welt. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt, womit die Machtergreifung der Nationalsozialisten vollzogen wurde. Hitler führt eine Koalition aus NSDAP und zwei verbündeten Parteien an. Mit der Machtübernahme wird auch der parlamentarischen Demokratie der Republik ein Ende gesetzt. Die Verfassung wird so geändert, dass sie die zentral geführte Diktatur nach sich zieht. Schon Anfang Februar wird der Reichstag aufgelöst. Zwei Gesetze werden eingeführt, die den Schritt zur Diktatur untermauern.

Zum einen die “Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat” Ende Februar und zum anderen das im März umgesetzte Ermächtigungsgesetz. Somit liegt beinahe die vollständige Macht bei Hitler. Die weiteren Parlamentarier haben faktisch kein Mitspracherecht mehr und werden noch dazu ohne ordentliche Verfahren in Konzentrationslager geschickt. Dort werden sie eingesperrt, gefoltert und umgebracht. Die Wochen nach der Machtübernahme sind von Terror und Gewalt im Land geprägt, mit denen Funktionäre und andere Menschen, die nicht mit der neuen Führung einhergehen, gejagt und eingesperrt werden.

Mit der Reichstagsbrandverordnung, die nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 in Kraft trat, wurden viele vom Gesetz geschützte Freiheiten aufgehoben. Dazu gehören die Versammlungsfreiheit, die Meinungs- und auch die Pressefreiheit. Das war die Legitimation für Hitler und seine Anhänger, um politisch andersdenkende Menschen verhaften zu können. Umso wichtiger erschienen zu diesem Zeitpunkt die Gewerkschaften, die in Deutschland besonders stark aufgestellt waren. Grund zur Freude gab es daher für viele, da der 1. Mai offiziell zum Tag der Arbeit ernannt wurde. Und entsprechend wurde das auch deutschlandweit am 1. Mai 1933 gefeiert.

Auf die Feiern folgen die Besetzungen

Auf die Feiern folgen die BesetzungenDer Terror, der seit Ende Januar 1933 herrschte, war natürlich auch bei den Arbeitern und Gewerkschaften zu spüren. Im März gab es Abstimmungen der Arbeiter bei den Betriebsratswahlen, wobei hier eine große Mehrheit für freie Gewerkschaften abstimmte. Nachdem die Nationalsozialisten bei diesen Wahlen schlecht abschnitten, wurden die Wahlen im April offiziell beendet. Danach wurde der 1. Mai zum Feiertag erhoben, obschon er natürlich schon seit 1890 ohnehin eine ganz besondere Bedeutung hatte. Der Tag sollte ab 1933 nicht nur frei sein, sondern auch bezahlt werden. Die Freude war entsprechend groß. Doch nur einen Tag darauf folgte die Ernüchterung.
 
An den Feiern nehmen die Gewerkschaften größtenteils teil, um auf diese Weise nicht mit der neuen Führung anzuecken. Doch diese Strategie ging nicht auf. Die Hoffnung bestand darin, dass die Gewerkschaften gebraucht würden, weil die Arbeiter gebraucht werden. Doch schon lange zuvor stand fest, dass die Gewerkschaften zerschlagen werden sollten. Propagandaminister Goebbels notierte dazu im April, dass am 1. Mai der Volkswille demonstriert werden soll, um einen Tag danach die Gewerkschaftshäuser zu besetzen. Der Plan wird in die Tat umgesetzt.
 
Am 2. Mai 1933, pünktlich um 10 Uhr, begann in Berlin und dem restlichen Reich die Besetzung der Gewerkschaftshäuser. Kommandos der SS und SA stürmen die Häuser, besetzen sie und nehmen Funktionäre fest. Die sogenannte Schutzhaft ist meistens der Anfang vom Ende. Tausende Funktionäre der Gewerkschaften werden gefangen genommen, gefoltert und letztendlich auch ermordet. Schriftgüter werden beschlagnahmt und verbrannt. Nach dem 2. Mai existieren die freien Gewerkschaftsbewegungen faktisch nicht mehr. Später notiert Goebbels, dass alles “wie am Schnürchen” liefe. Man war wohl selbst überrascht davon, wie wenig Widerstand es geben würde.

Die Deutsche Arbeitsfront

Zwar bestehen noch auf dem Papier die Hirsch Dunckerschen Gewerkvereine und der Deutsche Gewerkschaftsbund, aber beide werden Ende Juni in die DAF, der Deutschen Arbeitsfront, eingegliedert. Die DAF wurde am 10. Mai 1933 gegründet, also unmittelbar nach der Zerschlagung der Gewerkschaften. Alle bis dahin bestehenden Verbände für Berufe, Arbeiter und Angestellte werden zusammengeführt. Damit ist die Deutsche Arbeitsfront der größte Massenverband der Nationalsozialisten. Im Jahr darauf, im Oktober 1934, wird die DAF Teil der NSDAP. Die Aufgabe besteht nicht mehr in der Vertretung der Arbeiter, sondern in deren Erziehung.

Mitglied und Arbeiter konnte nur sein, wer auch fähig dazu war. Ebenso werden Juden und andere ausgeschlossen, die als “gemeinschaftsunfähig” klassifiziert wurden. Solche Menschen wurden seitdem gnadenlos verfolgt und in vielen Teilen zu Zwangsarbeit verurteilt. Trotz dieser Umstände konnte sich die DAF in den ersten Jahren durchaus einer gewissen Beliebtheit erfreuen, was unmittelbar mit dem Rückgang der Arbeitslosigkeit zusammenhängt. In nur einem Jahr konnte die Arbeitslosigkeit fast halbiert werden. Musterbetriebe wurden alsbald im Rahmen des “Leistungskampfes der deutschen Betriebe” belohnt.

Ende der Deutschen Arbeitsfront

Ende der Deutschen ArbeitsfrontDas Ende der Deutschen Arbeitsfront wurde offiziell am 10. Oktober 1945 vollzogen und fand im Rahmen der Auflösung und Liquidierung der Naziorganisationen statt. Es sollte jedoch noch dauern, bis die Gewerkschaften in Deutschland wieder Fuß fassen konnten. Klar war, dass man starke Gewerkschaften brauchte, die eine Einheit bildeten. Direkt nach dem Einmarsch der Alliierten wurden schon wieder Gewerkschaften gegründet. Doch man konnte sich in vielen Fragen nicht einigen. Vor allem darin, wie Angestellte organisiert werden könnten.
 
Schließlich kam es zu einer Spaltung der Gewerkschaftsbewegung. Auf der einen Seite der Deutsche Gewerkschaftsbund, auf der anderen die Deutsche Angestellten Gewerkschaft. Zudem wurde zu dieser Zeit auch die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen ins Leben gerufen. Unterschiedliche Gewerkschaftsorganisationen entstanden auch aufgrund der verschiedenen Besatzungszonen, da es auch strenge Regulierungen gibt, die von den Alliierten aufgestellt werden. Trotz der Unklarheiten und unterschiedlichen Positionen hatten die Gewerkschaften einen wesentlichen Anteil am Wiederaufbau des Landes.

Fazit zur Zerschlagung der Gewerkschaften am 2. Mai 1933

Schon zuvor gab es Unruhen und politische Kämpfe, doch spätestens mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten Ende Januar 1933 kippen die Machtverhältnisse zu Gunsten von Hitler und seinen Anhängern. Das mussten alsbald viele Menschen zu spüren bekommen, ebenso auch Organisationen, die schon kurz nach der Machtergreifung vereinnahmt wurden. Wurde der 1. Mai noch gefeiert, ging es am 2. Mai 1933 an die Gewerkschaften des Landes, die bis dahin auch im internationalen Vergleich eine starke Stellung hatten. Die Gewerkschaftshäuser wurden von den Nationalsozialisten besetzt, die Funktionäre gefangen genommen und misshandelt. Erst nach dem Krieg konnten die freien Gewerkschaften wieder Fuß in Deutschland fassen.

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